Neisseria gonorrhoeae

allgemeine Informationen

Taxonomie

 

Ordnung: Neisseriales
Familie: Neisseriaceae
Gattung: Neisseria
Spezies: gonorroheae

Gattungsmerkmale

  • gramnegative Diplokokken
  • Mikroskopie: paarweise gelagert
  • aerob
  • beweglich – „twitching motility“ mittels Typ-4-Pili
  • keine Sporenbildung

Pathogenitätsfaktoren

variable Oberfächenbeschaffenheit
mittels antigener Variation entziehen sich die Erreger der humoralen Immunantwort und passen sich so optimal an

 

Lipooligosaccharide (LOS)
sind variabl und an der Auslösung entzündlicher Reaktionen, z. B. nach Initiierung einer Signalkaskade durch den Toll-ähnlichen Rezeptor TLR4 beteiligt
manche Formen können Sialinsäure binden und eine kapselartige Struktur ausbilden -> vermittelt Serumresistenz und ist für das extrazelluläre Überleben der Gonokokken wichtig

 

Pili
feine und lange polymere Anhängsel -> dienen zur initialen Verankerung in der Schleimhaut
Typ-IV-Pili können ausgefahren und wieder zurückgezogen werden, vermitteln die „twitching motility“, eine Sonderform der bakteriellen Beweglichkeit
Pili sind zwar stark immunogen, aber sie täuschen das Immunsystem durch antigene Vielfalt ihrer Hauptuntereinheit (Pilin, PilE) und verhindern so ihre Erkennung durch Antikörper

 

Oberfächenadhäsine
phasenvariable Opa-Proteine („opacity-associated“) der äußeren Membran vermitteln direkten Kontakt der Erreger mit Wirtszellen
und bereiten die Zellinvasion vor
Opa-Proteine binden entweder an Heparansulfat-Proteoglykan-(HSPG-) Rezeptoren oder an Mitglieder der karzinoembryogenen Rezeptorfamilie (CEACAM) auf Epithelzellen, Fibroblasten, Endothelzellen und Phagozyten

 

IgA1-Protease (IgAase)
spaltet IgA1-Antikörper in der Gelenkregion -> dadurch wird vermutlich die IgA-abhängige lokale Immunität der Schleimhäute gestört und die Etablierung des Erregers erleichtert

biochemische Reaktionen

  • Katalase positiv
  • Oxidase positiv
  • Nitratreduktion negativ
  • keine Hämolyse auf Blutagar

Klinik

Gonorrhö (GO, Tripper)

GO verläuft häufig asymptomatisch -> wird dadurch häufig unbewusst übertragen

 

beim Mann
oft: juckendes Gefühl in der Urethra und Dysurie, dem ausgeprägte urethritische Symptome und eitriger Fluor folgen 

Zeichen einer Allgemeininfektion und Leukozytose können fehlen

Entzündung kann über die Schleimhaut aufsteigen und die peri- und bulbourethralen Drüsen, sowie Epididymis (Nebenhoden), Vesicula seminalis (Bläschendrüse) und Prostata befallen -> Zeichen einer Allgemeininfektion und Leukozytose möglich

 

meist verschwindet die Gonorrhö beim Mann im Verlauf einiger Wochen, eitriger Ausfuss kann aber über Monate bestehen bleiben (Bonjour-Tröpfchen)
kann zur Vernarbung der Harnröhre führen und auch zur Infertilität (Unfruchbarkeit)

 

bei der Frau
Entzündung in der Submukosa der Endozervix, vaginaler Fluor kann auftreten

bei der gonorrhoischen Urethritis: schmerzhafte Miktion und häufger Harndrang, aus der Urethra lässt sich Eiter auspressen
die typischen Beschwerden einer akuten Gonorrhö treten nur bei 50 % aller infzierten Frauen auf, die übrigen Fälle verlaufen subklinisch -> Überträger

 

Aszendierende Genitalinfektion („pelvic infammatory disease“, PID)
Bei Frauen mit Zervizitis kann die Infektion von der Endozervix aufsteigen -> Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung), Salpingitis (Eileiterentzündung), Oophoritis (Eierstockentzündung), Parametritis (Beckenbindegewebsentzündung) oder Beckenperitonitis (Bauchfellentzündung)
kann chronisch verlaufen und zur Unfruchtbarkeit führen

 

in der Schwangerschaft
Frühgeburt möglich, niedriges Geburtsgewicht des Kindes
bei vaginaler Geburt: Pharyngitis oder Ophthalmia neonatorum (eitrige Bindehauentzündung) beim Kind möglich

 

gonorrhoische Pharyngitis
Übertragung durch orogenitalen Verkehr
verläuft oft subklinisch, kann aber auch mit Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Rötung des Pharynx einhergehen

 

gonorrhoische Proktitis
kann nach Analverkehr oder durch Schmierinfektionen entstehen
Schmerzen im Bereich des Perineums, rektaler Ausfuss möglich

 

disseminierte Gonokokkeninfektion (DGI)

seltene Komplikation der Gonorrhö
tritt ca. 2–3 Wochen nach Primärinfektion
für die DGI sind komplementresistente (auch: „serumresistente“) Gonokokkenstämme verantwortlich, periodischer Anstieg und Abfall der Körpertemperatur, Hauteinblutungen sowohl reaktive als auch septische Arthritiden sind in der Folge möglich

 

sehr seltene Komplikation der PID ist die Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curtis-[FHC-]Syndrom)

 

Arthritis
entzündliche Gelenkerkrankung

 
 

Bilder

Neisseria gonorrhoeae auf VCA3 Agar
Neisseria gonorrhoeae auf VCA3 Agar
E-Test Neisseria gonorrhoeae auf MHF Agar
E-Test Neisseria gonorrhoeae auf MHF Agar
Nach oben scrollen