Quark selber machen mit Lab – einfache Anleitung

Bruch abgefüllt

Quark selber machen mit Lab - einfache Anleitung

Wie im letzten Beitrag versprochen, gibt es heute eine detaillierte Anleitung zur Quarkherstellung plus zwei Rezepte – für Kräuterquark und eine süße Variante. Außerdem verrate ich euch, warum ihr das Nebenprodukt „Molke“ keinesfalls entsorgen solltet.

Ich muss zugeben: Ich war nie wirklich ein Quark-Fan. Früher hab ich höchstens mal so einen fertigen Kräuterquark aus dem Kühlregal geholt – mehr aus Bequemlichkeit als aus echter Begeisterung. Aber seitdem ich ihn das erste Mal selbst gemacht habe, hat sich alles geändert! Jetzt kann ich gar nicht genug davon bekommen. Es ist einfach unglaublich lecker, und dazu ist Quark auch noch eine super Proteinquelle – perfekt für meinen Alltag.

Das Beste daran? Ihr könnt ihn nach Lust und Laune variieren. Egal, ob ihr ihn süß mit Früchten oder eher herzhaft mit Kräutern und Gewürzen mögt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und dabei ist Quark auch noch ein echtes Multitalent: Er eignet sich nicht nur als Snack, sondern auch als Zutat in vielen Gerichten – von Dips über Smoothies bis hin zu Backrezepten.

Na dann legen wir mal direkt los!

Was brauchen wir?

zum Thema Equipment könnt ihr auch gern nochmal in meinem Beitrag „Käse selber machen – Was brauche ich und was kostet es?“ nachschauen

Für die Quarkherstellung benötigen wir nur wenige Zutaten und Utensilien. Hier ist die Liste:

  • Topf (> 2 Liter Fassungsvermögen)

  • Thermometer

  • Schöpfkelle

  • Messer/ Schneebesen

  • 2x Abseihtuch/ Passiertuch

  • 2x Pressform (400-600 g)

  • ein Topf/ eine Box (in der ihr die Molke auffangen könnt)

  • Einmachgläser (zum Abfüllen der Molke)

  • 2 Gewichte (ich nehme mit Wasser gefüllte Honiggläser)

 
  • 2 Liter Milch (Vollmilch, pasteurisiert nicht homogenisiert, ich nehme die Milch von Hemme)

  • 1 Tropfen Lab

  • eine Messerspitze Bakterienkultur (für Quark, ich nehme MA 14 LYO)

  • Salz

Bevor ihr jetzt direkt loslegt, nehmt euch bitte einen Moment Zeit, um die Anleitung einmal durchzulesen. Es gibt zwei unterschiedliche Wartezeiten: eine dauert 2-3 Stunden und die andere 14-18 Stunden. Überlegt euch also gut, wann ihr mit der Quarkherstellung beginnt, damit ihr den Quark auch in Ruhe weiterverarbeiten könnt. Ich persönlich starte gern abends gegen 20 Uhr, dann kann ich den Quark am nächsten Tag zwischen 15 und 17 Uhr fertigstellen. So bleibt genug Zeit für die nötige Ruhephase, und ihr könnt die Arbeit entspannt abschließen.

Schritt 1

Zuerst erwärmt ihr 2 Liter Milch in einem Topf auf 25 °C. Am besten macht ihr das bei mittlerer Hitze und rührt immer wieder um, damit nichts anbrennt. Sobald die Temperatur erreicht ist, nehmt den Topf unbedingt vom Herd, damit sie nicht weiter steigt. Nun fügt ihr eine Messerspitze der Bakterienkultur hinzu und rührt sie langsam, aber gründlich ein. Ich benutze die Kultur MA 14 LYO, die ich bei Jürgensen Käsereibedarf gekauft habe. Sie besteht aus Lactococcus lactis ssp. lactis/cremoris, einer rein mesophilen Kultur ohne Gasbildung, die eine schnelle Säuerung ermöglicht. Diese Kultur hat bisher bei jedem Quark gut funktioniert. Ich habe zwar noch keine anderen Kulturen ausprobiert, aber ich denke, es sollte genauso gut klappen, solange die Kultur für die Quarkherstellung geeignet ist. Denkt daran, dass die Wahl der richtigen Kultur entscheidend für den Geschmack und die Konsistenz des Quarks ist.

Schritt 2

Nun brauch das Gemisch etwas Ruhe, damit die Bakterien ihren Dienst leisten können. Also Deckel drauf und das Ganze jetzt bei Raumtemperatur für 2 – 3 Stunden stehen lassen.

Schritt 3

Jetzt fügt ihr einen Tropfen Lab hinzu – ja, ihr habt richtig gehört, nur einen Tropfen. Dieser sollte vorher in etwas kaltem Wasser verdünnt werden, damit er sich besser in der Milch verteilt. Es ist wichtig, dass das Lab gründlich mit der Milch vermischt wird, damit der gesamte Vorgang der Quarkbildung optimal funktioniert. Das Lab hilft dabei, die Milch zu gerinnen und die festen Bestandteile (die spätere Quarkmasse) von der flüssigen Molke zu trennen.

Schritt 4

Und wieder braucht die Milch etwas Ruhe, diesmal allerdings etwas länger – nämlich 14 bis 18 Stunden bei 21-24 °C. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Je länger die Milch steht, desto saurer wird der Quark. Wer es also etwas milder mag, sollte die 14 Stunden nicht überschreiten. Es ist aber auch kein Problem, wenn es mal 20 Stunden werden – das ist mir auch schon passiert. Der Quark ist trotzdem gelungen und schmeckte wunderbar, nur eben etwas säuerlicher. Also keine Panik, wenn es mal länger dauert, der Quark wird so oder so lecker!

Schritt 5

Bevor wir zu Schritt 6 kommen, treffen wir noch ein paar Vorbereitungen. Stellt euch zwei Käseformen oder ein Küchensieb bereit und legt es mit einem Abseihtuch aus. Ich koche die Tücher vor jeder Verwendung noch einmal ab, um möglichst hygienisch zu arbeiten und eine mögliche Kontamination mit Mikroorganismen zu minimieren. Ihr benötigt außerdem einen großen Topf oder eine Plastikbox, in der ihr die Käseformen unterbringen könnt, damit die Molke abtropfen kann. Ich verwende zusätzlich noch eine zweite Box, in der ich die Formen kurz abstellen kann, um die Molke zwischendurch immer wieder in Einmachgläser abzufüllen. Zu guter Letzt braucht ihr noch zwei Gewichte, etwa 400 g schwer. Ich nehme dafür alte Honiggläser, die ich zu etwa drei Vierteln mit Wasser befülle. Diese sorgen dafür, dass der Quark schön gleichmäßig abtropft und eine gute Konsistenz bekommt. Jetzt sind wir bestens vorbereitet, um mit dem nächsten Schritt weiterzumachen!

Schritt 6

Das Milchgemisch sollte nun dickgelegt sein und eine schöne Galerte (eine feste Masse) gebildet haben. Jetzt schneidet ihr die Galerte mit einem langen Messer in 1-2 cm breite Streifen und lasst sie dann noch für etwa 10 Minuten stehen, damit sich bereits etwas Molke absetzen kann. Danach nehmt ihr euch einen Schneebesen und zerkleinert den Bruch in kleinere Stücke von etwa 2×2 cm. Dieser Schritt hilft, die Konsistenz des Quarks zu verbessern und sorgt dafür, dass er später die gewünschte Festigkeit bekommt. Achtet darauf, dass der Bruch gleichmäßig zerkleinert wird, um eine gleichmäßige Textur im fertigen Quark zu erzielen.

Schritt 7

Nun füllt ihr den Quarkbruch mit einer Kelle in die beiden Käseformen. Wenn sich etwas Molke absetzt, schlagt ihr das Tuch oben etwas zusammen und beginnt zu pressen, indem ihr die gefüllten Gläser daraufstellt. Alle 5 Minuten solltet ihr den Quark etwas umrühren, da er an den Rändern schneller trocknen kann. Ich presse den Quark etwa eine halbe Stunde, je nachdem, welche Konsistenz ihr bevorzugt. Ich koste zwischendurch immer wieder und entscheide dann, ob der Quark bereits die gewünschte Festigkeit erreicht hat. Während des Prozesses füllt ihr die Molke immer wieder in Gläser ab, damit der Quark nicht in der Flüssigkeit steht. In der Regel erhalte ich so etwa zwei große Gläser Molke. Sobald der Quark die gewünschte Konsistenz hat, könnt ihr ihn nach Belieben salzen und in eine Schüssel oder ähnliches zum Aufbewahren geben. Dann kräftig rühren, um ihn schön cremig zu bekommen.

Wenn ihr sauber gearbeitet habt, lässt sich der Quark problemlos eine Woche im Kühlschrank aufbewahren – so habt ihr immer frischen, selbstgemachten Quark griffbereit!

leckere Quarkrezepte

süße Quarkrolle

Zutaten

  • Quark
  • Honig
  • Nüsse (Cashew, Walnuss, Mandeln, Pistazien etc. je nach Gusto)

Zuerst müsst ihr die Nüsse zerkleinern. Ich mache das ganz klassisch, indem ich sie in eine Tüte lege und ordentlich mit einem Topf oder Nudelholz draufhauen. Man kann es aber auch im Mixer machen, nur achtet darauf, dass sie nicht zu fein gemahlen werden, sondern noch etwas Struktur haben. Dann schnappt ihr euch ein Blatt Backpapier und streicht den Quark großzügig darauf aus. Die Menge hängt davon ab, wie groß eure Rolle werden soll – also einfach nach Belieben. Jetzt verteilt ihr den Honig gleichmäßig auf dem Quark. Ich musste meinen Honig kurz erwärmen (aber nicht heiß machen), damit er schön flüssig wird und sich besser verteilen lässt. Zum Schluss streut ihr die zerkleinerten Nüsse drüber. Jetzt kommt ein Part, der etwas tricky ist. Die Masse muss kurz gekühlt werden, damit sie sich besser rollen lässt. Das heißt, ihr braucht etwas Platz im Kühlschrank. Vielleicht funktioniert es auch ohne Kühlung, aber das habe ich selbst noch nicht ausprobiert. Wenn ihr die Quarkmasse dann herausnehmt, wird alles vorsichtig eingerollt – ähnlich wie bei Sushi. Falls es nicht perfekt aussieht, ist das überhaupt nicht schlimm, es schmeckt trotzdem fantastisch!
Nun könnt ihr die Rolle vorsichtig in eine Aufbewahrungsbox legen und dann einfach genießen. Lasst es euch schmecken – bei mir hielt es nicht lange, weil es einfach zu lecker war!

Kräuterquark

Zutaten

  • Quark
  • Öl (Leinöl oder Olivenöl)
  • Salz/ Pfeffer
  • frische Kräuter (meine Lieblingskräuter: Dill, Schnittlauch, Kresse und Petersilie)

Viel gibt es hier eigentlich gar nicht zu schreiben. Als erstes hackt ihr Kräuter eurer Wahl klein. Wie viele Kräuter ihr nehmt, hängt ganz von eurem persönlichen Geschmack ab. Ich mag es richtig kräutrig, also kommen bei mir ordentlich viele Kräuter rein. Auch beim Öl geize ich nicht – es soll ja schön cremig werden, also nehmt ein gutes Öl. Ich persönlich bevorzuge ein kräftiges Olivenöl. Dann salzt und pfeffert ihr das Ganze nach Belieben und verrührt alles gut miteinander. Und schon ist der Kräuterquark fertig! Einfach und lecker – ein wahrer Genuss!

Kresse kann man übrigen wunderbar selbst zu Hause ziehen, ganz einfach auf Küchenpapier 🙂

Molke

Schmeißt die Molke bitte nicht weg! Zum einen wäre es Lebensmittelverschwendung, zum anderen ist Molke ein wirklich gesundes und leckeres Nahrungsmittel. Ihr könnt sie pur trinken oder, was ich besonders schmackhaft finde, mit Brombeeren oder Himbeeren mixen. Aber aufgepasst: Die Molke wird beim Mixen richtig fluffig und cremig, das bedeutet, sie gewinnt an Volumen. Das hatte ich beim ersten Mal nicht auf dem Schirm und das war ne ganz schöne Sauerei. Also achtet darauf, den Standmixer nicht ganz, sondern maximal zu 3/4 zu füllen. Ihr könnt auch noch etwas Honig hinzufügen, wenn ihr es etwas süßer mögt. Es schmeckt ein bisschen wie ein Milchshake – und ist dazu noch richtig gesund. Lasst es euch schmecken!

 

ein wohltuendes Molkebad
Wenn Molke jetzt so gar nicht euer Geschmack ist, könnt ihr sie auch für ein schönes Molkebad verwenden. Einfach die Molke ins Badewasser geben und einweichen. Sie soll eine super Wirkung auf die Haut haben und sie richtig geschmeidig machen. Die Molke bildet einen leichten Film auf der Haut, den ihr nicht abwaschen solltet. Also keine Produkte wie Duschgel verwenden, sondern einfach den Film drauflassen. So wird eure Haut wunderbar weich und gepflegt.

Ich hoffe, ihr habt jetzt ein bisschen Lust bekommen, Quark selbst zu machen. Es ist wirklich kein Hexenwerk und auch gar nicht viel Aufwand.
Und falls ihr jetzt vielleicht sogar ein wenig Interesse an Mikrobiologie entwickelt habt, dann könnt ihr gern auf meiner Schulungsseite mal reinschauen. Es gibt auch kostenlose Kurse, die euch einen kleinen Einblick in die faszinierende Welt der medizinischen Mikrobiologie bieten.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken!

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